Schiffswrack

Der Untergang der São Paulo

Mit ihren kraftstrotzenden 60.000 PS war sie der Inbegriff des technisch Möglichen - und wurde doch zum Symbol menschlicher Hybris. Als die für unsinkbar gehaltene “Titanic” auf ihrer Jungfernfahrt im April 1912 mit einem Eisberg kollidierte, innerhalb weniger Stunden sank und rund 1.500 Menschenleben mit in den Tod riss, war der Fortschrittsglaube einer ganzen Generation erschüttert.

Das Unglück, das sich am 3. Februar diesen Jahres vor der brasilianischen Küste ereignete, ist ganz anderer Art, aber auch hier hat es eine symbolische Bedeutung, die weit über das Ereignis hinausweist. Die brasilianische Marine hat einen 60 Jahre alten ausgemusterten Flugzeugträger 350 km vor der eigenen Küste “kontrolliert versenkt”.

Die "São Paulo" sollte eigentlich in der Türkei abgewrackt werden, aber das Schiff erhielt wegen des an Bord befindlichen Giftmülls keine Einlaufgenehmigung für einen türkischen Hafen. Da die “São Paulo” auch in Brasilien nicht erwünscht war, trieb sie als “Geisterschiff” auf dem Atlantik herum.

Obwohl sich die neue brasilianische Umweltministerin Marina Silva und die Umweltbehörde des Landes gegen eine Versenkung ausgesprochen hatten, wurde die Maßnahme von der Regierung angeordnet, um “logistische, operative, ökologische und wirtschaftliche Verluste” (THB Täglicher Hafenbericht vom 06.02.2023) für den Staat zu vermeiden.

Der Zynismus, mit dem hier das Wort “ökologisch” verwendet wird, ist kaum zu überbieten, wurden doch mit dem Schiff 644 Tonnen giftige Gefahrstoffe wie PCBs und 9,6 Tonnen Asbest versenkt. Die Umweltorganisation Robin Wood bezeichnet das Schiff gar als ein “30.000 Tonnen schweres Giftpaket” (SZ vom 04.02.2023).

NGOs wie Basel Action Network (BAN) und Shipbreaking Platform befürchten nun gravierende Folgen für Ökosysteme, Gesundheit, Fischerei und Schifffahrt.

In einer Zeit, in der die Vermüllung der Ozeane und Meere einer breiteren Öffentlichkeit bewusst wird, ordnet die Regierung eines Landes die Versenkung eines toxisch belasteten Schiffes an und demonstriert der Welt, dass man den Atlantik getrost als Müllkippe nutzen kann.

Ich weiß und bin dankbar dafür, dass viele Umweltschule-Akteure sich mit ihren Projekten dafür einsetzen, dass nachhaltiger Konsum gefördert und Abfall nach Möglichkeit vermieden, wiederverwertet oder recycelt wird. Sorgen Sie weiterhin dafür, dass ein ressourcenschonender Umgang mit Wertstoffen im Sinne einer kreislauforientierten Wirtschaft “Schule macht”.