Land unter

Land unter!

In einer Zeit, in der so viele Gewissheiten brüchig werden, ist auch die Ressource Wasser nicht mehr selbstverständlich. Im globalen Süden schon lange, aber seit einigen Jahren auch in Europa, ja sogar in Deutschland. Niedersachsen ist davon nicht ausgenommen. Oft haben wir hier im Norden zu wenig Niederschläge - und manchmal zu viel. Dürrephasen und Hochwasserereignisse wechseln sich ab. Waren die Jahre 2018 - 2020 und 2022 deutlich zu trocken, so stehen aktuell, Anfang 2024, weite Regionen des Bundeslandes unter Wasser. Ministerpräsident Stephan Weil spricht von einem Hochwasser, das es in diesem Ausmaß in Niedersachsen noch nie gegeben habe.

Auch wenn die aktuelle Berichterstattung eher mit dem Krisenmanagement beschäftigt ist, so ist die Ursache für solche Extremwetterereignisse längst bekannt: Christoph Meyer, der niedersächsische Umweltminister, stellte bereits beim Gewässerforum in Hannover im April 2023 unmissverständlich fest: “Die Klimakrise ist real. Wir müssen uns darauf einstellen.”

Dass Politiker heute die Gefahren des menschlich verursachten Klimawandels sehen und ernst nehmen, ist sicherlich erfreulich. Es fragt sich jedoch, weshalb dieser Zusammenhang so lange geleugnet oder verdrängt wurde.

Lange vor Greta Thunberg und der Fridays-for-Future-Bewegung haben Wissenschaftler vor den Folgen des menschlich verursachten Klimawandels gewarnt. Ein Meilenstein der internationalen wissenschaftlichen Diskussion war hier die 1. Weltklimakonferenz von 1979 in Genf, die u.a. von dem deutschen Meteorologen und Klimatologen Hermann Flohn initiiert wurde. Flohn hatte bereits in seiner Habilitationsschrift von 1941 zur Erderwärmung festgestellt: “Mit einem Fortschreiten dieser sehr langsamen Erhöhung der Temperatur muss gerechnet werden. Damit wird aber die Tätigkeit des Menschen zur Ursache einer erdumspannenden Klimaänderung, deren zukünftige Bedeutung niemand ahnen kann.” 

Weshalb dauert der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Politik und das öffentliche Bewusstsein so lange? Ich frage mich das auch, weil inzwischen immens viele Daten, Analysen und differenzierte Studien zur Problematik des Klimawandels vorliegen. So haben die Arbeiten zum Projekt KliBiW, das die wasserwirtschaftlichen Folgen des globalen Klimawandels für die Binnengewässer Niedersachsens abzuschätzen versucht, bereits im Jahre 2008 begonnen.

Dass viele Menschen und vor allem die junge - um nicht zu sagen “die letzte” - Generation angesichts solcher Verzögerungen ungeduldig wird, ist nicht weiter verwunderlich. In den Umweltschulen haben wir die Möglichkeit, diese Energie aufzugreifen und kleine - oder auch größere! - Schritte der Veränderung anzustoßen. Unser Impuls zum Trinkwasser möchte dabei unterstützen.