Schülergruppe

Hand und Fuß

Manchmal ist es aufschlussreich, sich mit der Geschichte eines Begriffs zu beschäftigen. So sprechen wir heute ganz selbstverständlich vom ökologischen Fußabdruck und meinen damit die Fläche, die Menschen benötigen, um ihren Bedarf an Ressourcen und Energie zu decken. 

Offensichtlich leben wir gegenwärtig auf viel zu großem Fuß.

Die Weltbevölkerung insgesamt - so die Welthungerhilfe - bräuchte 1,8 Erden, um ihren Lebensstil aufrecht erhalten zu können. Die Golfstaaten, die USA, Kanada und Australien benötigten sogar jeweils 4-5 Erden.

Der ökologische Fußabdruck wurde in den frühen 1990er Jahren von Mathis Wackernagel und William Rees an der University of British Columbia entwickelt. Die beiden Wissenschaftler suchten nach einer einfachen Methode, um den Ressourcen- und Energieverbrauch der Menschen mit den regenerativen Möglichkeiten der Erde abzugleichen und das Ergebnis messbar und kommunizierbar zu machen.

Was im wissenschaftsinternen ökologischen Diskurs entstand, wurde einer breiteren Öffentlichkeit erst durch die Marketing-Strategie des britischen Öl-Riesen BP bekannt. Der Konzern ließ es sich 250 Millionen Dollar kosten, um den Begriff des “carbon footprint” in einer geschickten PR-Kampagne auf die individuelle Ebene zu ziehen. Jeder konnte nun online, auf der Webseite “Drive your own carbon footprint”, seinen eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen - und sich schuldig fühlen. Im Fokus der drohenden Klimakrise standen nicht mehr der Ölkonzern, sondern der Lebensstil und das Konsumverhalten des Einzelnen. Die Verantwortung für den Klimawandel, so wurde suggeriert, liegt nicht beim Unternehmen, sondern beim Verbraucher. Ein frühes Beispiel von Greenwashing!

Gabriel Baunach, Autor des Buches “Hoch die Hände Klimawende” (2023), entlarvt die einseitige individualisierende Schuldzuweisung und meint, dass sie uns am Ende frustriere. Im Alltag stellten wir nämlich fest, dass wir die Erderhitzung durch noch so wohlmeinende Sparmaßnahmen nicht aufhalten können.

Er setzt statt dessen auf die “wirklichen Hebel”, auf strukturelle Maßnahmen und “kollektive Wirksamkeit”. So wichtig es ist, als Einzelner klimasensibel zu leben, so erreiche ich viel mehr, wenn ich mich mit anderen zusammen tue und durch gemeinsame Aktionen und Initiativen, durch bürgerschaftliches Engagement etwas zu erreichen versuche. Wenn wir gemeinsam etwas “in die Hand nehmen”, erreichen wir meistens mehr als allein. Baunach spricht deshalb vom “ökologischen Handabdruck” und meint damit den Einfluss und die Auswirkungen meines Engagements auf andere.

Beides muss also zusammenkommen: Natur- und Klimaschutz müssen Hand und Fuß haben. Eigentlich, so denke ich gerade, versucht  das  Umweltschule-Projekt genau dies: den Einzelnen mit seinen Ideen nicht allein zu lassen, sondern seine Motivation einzubinden in ein Gruppenhandeln. Die Projekte, die von Einzelnen oder einer Gruppe geplant und umgesetzt werden, in die Verantwortung der ganzen Schule zu stellen. So kann es gehen und so hat es mehr Kraft!

Lassen Sie sich bewegen von der Idee, die Natur zu bewahren und zu schützen - auf der persönlichen Ebene, aber auch in der Gemeinschaft mit anderen!