
Nasse Moore braucht das Land!
Die Moor-Birke ist zum Baum des Jahres 2023 ausgerufen worden. Damit hat das Kuratorium eine gute Wahl getroffen. Der Baum liebt feuchte Standorte und ist prädestiniert für moorige Böden. Tatsächlich spielt die Neubewertung des Moores bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. “Moore”, so Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftung, “sind für die Bindung von CO2 wichtig und ein Zuhause für seltene Arten”. Und er fügt hinzu: “Die Moor-Birke wird uns 2023 als Symbol für dieses Handlungsfeld begleiten” (agrarheute vom 03.12.2022).
Der von Stefan Meier angedeutete Paradigmenwechsel für den Umgang mit dem Moor ist noch lange nicht in allen Köpfen. Jahrhunderte lang galt das Moor als ein dunkler, unheimlicher, für Menschen gefährlicher Ort und diente als Kulisse für Schauermärchen.
Kein Wunder, dass ein solch bedrohlicher Ort in den letzten 200 Jahren domestiziert wurde, zumal er ein begehrtes Heizmaterial, den Torf, stellte. So führte die “Eroberung der Natur” dazu, dass heute in Deutschland 95% der Moorflächen entwässert sind. Viele Moore sind gar nicht mehr als solche erkennbar, weil sie inzwischen als Weide- und Ackerland dienen, das wiederum von der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU gefördert wird.
Die Kolonisierung der Moore erwies sich jedoch aus ökologischer Sicht als ein Pyrrhussieg. Heute wissen wir, dass Moore nicht nur Habitate für zahlreiche hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch wichtige Kohlenstoffspeicher sind und damit unser Klima nachhaltig schützen. Aber sie können das nur, wenn sie nass sind. Trockengelegte Moore setzen das in den abgestorbenen Pflanzenresten eingelagerte CO2 wieder frei - und schaden dem Klima.
Wie effektiv nasse Moore als Kohlenstoffsenken arbeiten, zeigt ein Vergleich: Der gespeicherte Kohlenstoff auf einem Hektar Moor entspricht den jährlichen Emissionen von 1.400 Autos mit Verbrennermotor. Moore leisten damit deutlich mehr für unser Klima als Wälder - wer hätte das gedacht!
Wir müssen alles daran setzen, intakte Moore zu schützen und trocken gelegte Moore wiederzuvernässen. Der Moorforscher Hans Joosten hat ausgerechnet, dass Deutschland jährlich 50.000 Hektar Moorfläche renaturieren muss, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Nasse Moore müssen übrigens nicht brach liegen, sie können wirtschaftlich genutzt werden. An die Stelle bisheriger Bewirtschaftungsformen kann sog. Paludikultur treten, bei der aus Schilf, Torfmoosen, Rohrkolben, Erlen, Seggen und anderen Gräsern nachwachsende Rohstoffe hergestellt werden, die als Bau-, Dämm- oder Werkstoffe verwendet werden.
Moore sind ein Thema, das sich für den Unterricht geradezu aufdrängt. Die großen globalen Krisen, der Biodiversitätsverlust und der Klimawandel, zeigen sich darin wie in einem Brennglas.
Auf dieser Homepage finden Sie einen Impuls, der Ihnen zahlreiche (kommentierte) Hinweise zu Informationsquellen, Materialien und Unterrichtshilfen zu einem noch immer unterschätzten Thema gibt. Lassen Sie sich anregen!